Protest 2.0- wie Social Media Massen bewegt

Veröffentlicht: 20. November 2011 von Sonja Greye in Allgemein, Internet, Social Media

Vor zwei Wochen habe ich über das Vorgehen in der Ukraine im Vorfeld der UEFA Euro 2012 berichtet. Das systematische und barbarische Töten von streunenden Tieren hat gerade im europäischen Raum für Aufruhr gesorgt. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien und verblieb nicht nur in Tierschützer- Kreisen. Am heutigen Abend kam es zu einer Protestaktion im Social Web, die sehr deutlich die Möglichkeiten in Social Media und deren Reichweite demonstriert.

Empörung der Massen

Die Nachricht, dass in der Ukraine wehrlose Lebewesen bei lebendigen Leib verbrannt und gequält werden, ist in den letzten Tagen von unglaublich vielen Menschen immer wieder diskutiert und verbreitet worden. Zunächst beschränkte sich die Message noch auf das Social Web. Spätestens nachdem die ersten Prominenten sich zu Wort meldeten und Stellung bezogen, wurde auch im Fernsehen darüber berichtet. Sängerin Nina Hagen sagte sogar ein Konzert in Kiev ab. Fußballer traten für Peta ein.

(Ursprünglich war hier ein Foto von Robert Enke, der sich immer für die Belange von gequälten Hunden eingesetzt hat, zu sehen. Da sich hier Menschen scheinbar verletzt gefühlt haben und eine Diskussion über das Bild und nicht die Kernfrage losgebrochen ist, habe ich mich entschlossen, das Bild durch ein anderes der Protestaktion zu ersetzen.)

Prinzessin Maya von Hohenzollern engagierte sich in den letzten Tagen vor Ort in der Ukraine. Zunächst kam nämlich eine Meldung in Umlauf, die Regierung der Ukraine habe die Tötungen untersagt. Das Gegenteil wurde jedoch von Maya von Hohenzollern und Peta selbst gestern bestätigt. Dies rief Verwirrung, Wut und Unverständnis hervor. Die Menschen fühlten sich verballhornt und hinters Licht geführt.

Der Protest geht weiter

Neben diverser Gruppen und Blogs wurde die Fanpage Stop Killing Dogs Euro 2012 gegründet, die aktuell über 26 000 Fans hat. Hier gibt es Fotos mit den entsprechenden Messages zum Download sowie Musterbriefe in diversen Sprachen, die an die verschiedenen Ansprechpartner geschickt werden sollen. Ziel ist hier, Sponsoren und die UEFA selbst dazu aufzurufen, durch ihr Intervenieren als Geldgeber das Töten zu beenden. Der Druck auf die Ukraine ist mittlerweile groß geworden, da man Angst hat, sich die EM zu „versauen“. Hier möchten die Fans und Tierschützer ansetzen.

Für den heutigen Sonntag wurden daher alle Fans eingeladen, an einer Protestaktion teilzunehmen, die seinesgleichen sucht. Es wurden sämtliche Links zu Fanpages von Sponsoren der EM und anderen Beteiligten recherchiert und zur Verfügung gestellt. Weiterhin wurden die E- Mail Adressen der diversen Ansprechpartner der Unternehmen in einer Liste veröffentlicht. Ab 20 Uhr wurde dann von den Fans auf allen Unternehmensseiten Bilder und Texte gepostet. Beispielsweise die Fanpage von Adidas ist voll mit Postings entrüsteter Menschen. Hier ist bisher (Sachstand 20:50) noch keine Reaktion zu verzeichnen. Wahrscheinlich ist man im Feierabend. Auf den anderen Pages sieht es ähnlich aus. Viele Postings landen zwar im Spam aber dies ändert nichts an der Protestierlaune der Menschen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage im Laufe des Abends weiter entwickelt.

Social Media Schauspiel live

Es ist auf jeden Fall sehr interessant, wie ein einziges Thema derart viele Menschen auch länderübergreifend und in kürzester Zeit bewegen kann. Das ist nur durch die Art der Kommunikation in Social Media und die Nutzung der viralen Effekte möglich. Die Möglichkeiten, die sich hier bieten werden durch diese Protestaktion sehr deutlich. In diesem Fall wurde eine Masse mittels Social Media bewegt, die sich lautstark Gehör verschaffen möchte und nur per Telefon oder E- Mail niemals in dieser Zeit so weit gekommen wäre. Für die Unternehmen ist diese Situation sicherlich nicht angenehm. Denn es besteht akuter Handlungsbedarf. Hier muss sich schnell der Thematik angenommen werden und die Masse nicht unterschätzt werden. Das Ganze ist wieder einmal ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Social Media keine Bürozeiten kennt und mehr als bloß das Posten von Neuigkeiten und Durchführen von Gewinnspielen ist.

Update:
Der Bericht von Maya von Hohenzollern über ihren Ukraine Besuch mit Bildern (Facebook)
Bericht

Kommentare
  1. Elena sagt:

    Robert Enke als Aufhänger ist wohl ziemlich fehl am Platz! Ansonsten super Bericht!

    • Sonja Greye sagt:

      Es handelt sich um ein offizielles Bild von Peta. Das zeigt, wie alt das Thema schon ist. Damals ging es um Korea. War aber ähnlich. In der Ukraine ist es zwar erst jetzt richtig öffentlich geworden, aber das Töten begann dort auch schon vor zwei Jahren. Und schon damals hatten Fußballer dagegen aufgerufen. Leider wurde dem damals noch nicht viel Beachtung geschenkt.

      • Edith Treichler sagt:

        Ich denke, das liegt auch daran, daß damals die Vernetzung noch nicht so gut war. Ich zb hab von diesen Dingen früher nie was gehört, obwohl ich täglich verschiedene Nachrichtensender schaue. Ich denke, das was jetzt an Protest und Vernetzung untereinander möglich ist, haben wir den sozialen Netzwerken zu verdanken (bei allen sonstigen Nachteilen).

    • Wie kommst du zu der irrigen Annahme Enke wäre dafür ungeeignet?

  2. carsten beowulf sagt:

    wenn robert noch da wäre ( ruhe in frieden robert ) wäre dieses thema heißer denn je weil sich ein fusballer öffentlich eingemischt hätte

  3. Drea sagt:

    Bin etwas geschockt das für diese Aktion ein altes Foto von Enke benutzt wird, bitte dies zu überdenken, da ich so den Beitrag bei FB nicht teilen kann.

    • Sonja Greye sagt:

      Ich habe in einem anderen Kommentar schon etwas dazu geschrieben. Robert Enke hat sich schon immer für diese Sache eingesetzt und das Foto zeigt, wie alt das Thema schon ist. In Korea fand damals das Gleiche statt und in der Ukraine begannen die Tötungen auch nicht erst letzte Woche.

    • carsten beowulf sagt:

      warum nicht ? robert hat vor jahren schon für tiere gekämpft

  4. Mana sagt:

    Ich glaube Robert Enke wäre der letzte, der etwas dagegen hätte. Grüße aus Hannover!

  5. McDonalds hat kurz nach Beginn der Proteste die Pinnwand für Einträge von Facebook-Nutzern gesperrt. Auch eine Form von Reaktion…..
    Aber es gibt da ja noch das Kontaktformular – und man kann die vorhandenen PW-Einträge von McD Kommentieren ;o)

    Hoffentlich wachen die Sponsoren langsam auf!!!

  6. Emma coutts sagt:

    STOP THE BARBARIC KILLING OF INNOCENT SENTIENT BEINGS , they have as much right to life as you and I.

  7. clara lee sagt:

    „Grausamkeit gegen Tiere kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnendsten Laster eines niederen und unedlen Volkes. Dem Tier gegenüber sind heute alle Völker mehr oder weniger Barbaren. Es ist unwahr und grotesk, wenn sie ihre vermeintliche hohe Kultur bei jeder Gelegenheit betonen und dabei tagtäglich die scheußlichsten Grausamkeiten an Millionen von wehrlosen Geschöpfen begehen oder doch gleichgültig zulassen.“
    Alexander Humboldt

  8. nelly sagt:

    warum sollte enke falsch sein? seine gedanken leben ja weiter und bei mc donalds wird man schon wieder mal posten können…..

  9. Auch wenn’s hart klingt: erschießen und vergiften ist ja schon fast human im Vergleich zu verbrennen oder in Massengräbern verscharren. Mobile Krematorien, mir wird schlecht.

    Ich kann nicht nachvollziehen, wie Menschen dazu in der Lage sind. Und dass populäre Unternehmen das so schweigend hinnehmen und gar sponsorn.

  10. Landgraf sagt:

    An alle die es nicht verstehen wollen Robert Enke hat sich sehr für Tiere eingesätzt und er wäre damit einverstanden auch seine Frau hat damit sicher kein Problem das hier sein Bil noch zu sehen ist Rober hat das ganze ja bewust und Aktiv unterstützt und das würde er auch heute noch tun!

  11. Claire sagt:

    Sollen se doch drohen bis sie grün anlaufen. uns legt keiner den Maulkorb an
    Aufjedenfall sieht man was wir mit dieser Aktion schon erreicht haben =)))
    Wo Recht *auf Leben* zu Unrecht *mord* wird – wird Widerstand zur Plicht

  12. peta? nein danke! sagt:

    peta ist so eine dr*** bande die gehen mir sowas von auf die nerven das ist unglaublich.

  13. B.Z. sagt:

    Ich finde diese Aktion super.
    Darum solltet ihr ubedingt überdenken, ein Foto eines Prominenten zu verwenden, dessen offizielle Genehmigung ihr nicht habt (und auch nie bekommen werdet). Hinzu kommen die traurigen Begleitumstände zu seinem Tod. Es soll ja hier nicht über Herrn Enke diskutiert werden – sondern über das aktuelle Thema.

    Fragt doch die Prinzessin ob sie ein Foto von Ihrem Besuch zur Verfügung stellt.

    Es ist dabei völlig egal, ob Herr Enke vor seinem Tod ein großer Tierschützer war und vermutlich auch bei dieser Aktion dabei wäre. Er kann nicht mehr gefragt werden – und von moralischen Aspekten mal abgesehen – es gibt auch sowas wie ein copyright und die dazugehörigen Rechte. Und ihr könnt nicht einfach die Erlaubnis für die eine Aktion ohne offizielle Genehmigung für die jetzige verwenden.

    • Sonja Greye sagt:

      Genau deshalb habe ich das Foto jetzt ersetzt. Es ist ja nicht das Ziel, dass sich irgendjemand verletzt fühlt oder die Diskussion über das Bild entsteht. Hier geht es ja um etwas anderes!

      Dazu muss ich sagen, dass ich hier an keiner Aktion teilnehmen o.ä. sondern lediglich darüber berichte. Ich habe das Bild von der Fanpage, die zur Aktion aufgerufen hat. Das hier ist lediglich ein privates Blog, in dem über die Geschehnisse berichtet wird und mehr nicht.

  14. corinna tischer sagt:

    Hallöchen. Erstmal möchte ich euch sagen wie toll ich es finde das ihr euch so für diese armen tiere einsetzt. Ein paar freundinnen und ich werden uns zusammen tun, kosten teilen und dann gemeinsam runter in die ukraine fahren um vor ort zu helfen. Haben sowas zwar auch noch nie gemacht aber wir können auch nicht mehr tatenlos zusehen.

    • Margit Mederer-LahntrochM sagt:

      Corinna, das find ich zwar löblich, aber sehr unkoordiniert. Was wollt Ihr denn dort tun – die Hunde mitnehmen??? Ohne gründlichen Check durch einen Tierarzt, ohne Impfungen, ohne Beobachtung über einen längeren Zeitraum, wie sie sich überhaupt verhalten? Das fände ich wirklich grob fahrlässig. Oder wollt Ihr Handzettel verteilen? Schließt Euch besser mit anderen (= Tierschutzorganisationen, die bereits involviert sind) kurz, damit das nicht einfach verpufft und Ihr Zeit und Geld ohne Effekt verbratet, das führt nur zu Frust. Vielleicht habt Ihr das ja auch gemacht, dann kannst Du den Kommentar einfach ignorieren.

  15. Thomas Orth sagt:

    Ein toller Artikel!
    Er setzt genau dort an und führt es logisch fort was ich einen Tag vorher bei mir im Blog (auf Namen oben klicken) über und an die Sponsoren geschrieben hatte.
    Weiter so!

  16. Klaus sagt:

    Vielleicht sollte man erwähnen das das nicht liebe nette saubere Haushunde sind, sondern verwahrloste.verlauste Krankheitsübertragende Tiere die teilweise durch Rudelkämpfe verletzt wurden.Nicht gegen Tierschutz und Engagement ,aber man sollte dennoch ein paar Differenzierungen machen.

    • Sonja Greye sagt:

      Und warum sind die Tiere keine sauberen Haushunde? Weil sie von Menschen achtlos ausgesetzt wurden. Ich verstehe die Differenzierung nicht. Weil ein Lebewesen schmutzig ist, ist es weniger wert?

    • Kerstin sagt:

      selten ein undifferenziertes statement gelesen. informiere dich doch lieber erstmal. schöne grüße von mir und einem ehemals „verlausten, verwahrlostem und krankheitsübertragendem“ hund aus spanien.

  17. Klaus sagt:

    Ich rede von krank,verletzt und nicht schmutzig.Da sehe ich schon einen Unterschied. Solche Tiere sind halt eine Gefahr für andere Tiere oder auch den Menschen. Natürlich müssen nicht alle Hunde getötet werden aber für einen Teil ist es wohl die bessere Lösung.

  18. tequilatiger sagt:

    Es ist schade das viele nicht differenzieren können zwischen der EM und der Ukraine. Der Sport, die Sportler und die Fans können wenig dafür. Druck auf die Sponsoren und die FIFA wird wohl nichts bringen da es zu spät ist um das ganze ab zu sagen. Ohnehin ist dafür nur die Ukraine verantwortlich zu machen. Das die FIFA bei der Wahl der Veranstalter nach etwas anderen Kriterien auswählt zeigt schon Katar als Ausrichter einer WM (50° Wüstenhitze).

  19. Die Vergabeentscheidung der beiden nächsten Fußball-Weltmeisterschaften war auch nicht viel sinnvoller: http://andreasmoser.wordpress.com/2010/12/03/fifa-russia-qatar/

  20. Katrin sagt:

    @ Klaus…gilt das auch für den ach so humanen Menschen??? für mich ist dieser weit gefährlicher als die armen wehrlosen Geschöpfe…vielleicht sollte man da differenzieren…sorry mir platzt grad der Kragen wenn ich sowas lese..

    @ Sonja..danke für deinen klasse Bericht

  21. […] Machart oder an der Message an sich liegt. Vielleicht ist es hier eine Mischung aus beidem. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich über Social Media Interessengemeinschaften sehr erfolgreich organisieren […]

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